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Sommer, Sonne, Sommerloch: Die Top 5 der schönsten Storys

By 19. August 2014 Februar 12th, 2019 No Comments

Der Sommer ist die Angstzeit des Journalisten: Es regiert das Sommerloch. Politiker, Institutionen, die Bundesliga – alle befinden sich in der Sommerpause, bei der bundesdeutschen Nachrichtenlage sieht es mau aus. Jetzt schlägt die große Stunde des Sommerlochs: Endlich werden auch einmal Ereignisse ins Rampenlicht gerückt, für die bei normaler Nachrichtenlage keine Sendezeit und kein Platz in den Zeitungen wäre und die es – ehrlich gesagt – wegen ihres Nachrichtenwertes auch nicht in die hiesigen geschafft hätten: Kaimane im Baggersee, Problembären im Grenzgebiet, mancher spricht schon vom so genannten „Sommerlochtier“. Kaum ein Sommer ohne ein possierliches Tierchen, welches sich in bundesdeutschen Seen / Wäldern / Gärten verirrt und die Nation ins kollektive Chaos stürzt.

2014 war es mal kein Tier, sondern eine Höhle, die die Nation in Atem hielt: Der Höhlenforscher Johann Westhausen wird am 8. Juni in der Riesen-Ding-Höhle in etwa 6,5 km Tiefe bei einem Steinschlag am Kopf schwer verletzt und erleidet ein Schädel-Hirn-Trauma. Der Beginn einer dramatischen und so nie dagewesenen Rettungsaktion unter Mitwirkung hunderter Helfer aus fünf Nationen beginnt – mediale Berichterstattung aus und vom Rand der Höhle inbegriffen. Jeder Schritt der Helfer wird kommentiert, bewertet und zum Teil live übertragen. Nach 274 Stunden wird Westhausen wieder an die Oberfläche gehoben und die Nation hat ihr „erstes“ Sommermärchen 2014. (Das zweite Märchen ist der Gewinn der WM 2014 – aber das ist ein anderes Thema und bestimmt keine Sommerloch-Meldung.)

Die Rettung Westhausens hat alles, was es für eine Sommerloch-Meldung braucht: Ein dramatischer Anfang, ein lustiger Name (Riesen-Ding-Höhle), eine spektakuläre Zwischensequenz (Rettung) und ein Happy-End.

Die Top 5 der Sommerloch-Storys

Seit Jahren nehmen die Sommerlochmeldungen immer skurrilere Formen an. Hier kommen unsere persönlichen Top-5 Sommerloch-Meldungen der letzten Jahre..

Platz 5: Mein müffelnder Arbeitskollege

2010 forderte die Vorsitzende des Unternehmerverbandes mittelständische Wirtschaft, Ursula Frerichs, eine Deo-Pflicht für Arbeitnehmer. Neben einer Abmahnung für stickende Zeitgenossen sollten auch Aufpasser eingesetzt werden, die die lieben Kollegen und Kolleginnen kontrollieren sollten.

Platz 4: Unerfüllte Liebe: Der Schwan Petra

Im Mai 2006 berichtete die DPA über Petra, den schwarzen Schwan, der einem großen, weißen Tretboot-Schwan auf dem Aasee in Münster nicht mehr von der Seite wich und sogar bei Vermietungen hinterher schwamm. Weitere Medienberichte folgten: mehrere deutsche Fersehstationen berichteten über die Romanze, selbst japanische und US-amerikanische Sender und zahlreiche internationale Zeitungen und Zeitschriften interessierten sich für den Trauerschwan Petra und seine unerfüllte Liebe.

Als beide – Schwan und Tretboot – im November 2006 in den Allwetterzoo Münster übersiedelten, erschienen Vertreter von 23 Medien: Kamerateams, Fotografen und Redakteure großer Magazine und diverser Presseagenturen. Und das Thema klingt nach: Anfang 2008 strahlte der WDR eine Dokumentation über Petra aus: „Neues vom verliebten Schwan“ thematisierte die zweite Hälfte der ungleichen Beziehung.

Mittlerweile hat Petra einen Artgenossen als Begleiter gefunden – was das Tretboot wohl dazu sagt?

Platz 3: Der Problembär

Ebenfalls im Mai 2006 wanderte Bruno von Italien aus in bayerisch-österreichisches Grenzgebiet und überschritt mehrfach die Landesgrenzen. Die Hatz auf Bruno dauerte drei Wochen, dann war der Spuk vorbei und der von der bayerischen Landesregierung als „Problembär“ deklarierte Bruno abgeschossen. Seit 2008 kann man den ausgestopften Meister Petz, der es aufgrund des Medienrummels sogar bis in die New York Times schaffte, im Museum bewundern.

Platz 2: Die Bestie im Baggersee

1994 hielt ein kleiner Brillenkaiman die in Atem: Sammy war seinem Besitzer bei einem Ausflug an den Baggersee ausgebüxt, und lies sich partout nicht einfangen. Die tagelange Suche hielt die ganze Nation in Atem und lockte den ein oder anderen Hobbyjäger mit teils skurrilen Fangmethoden an: Schleppnetze wurden ausgelegt, Brunftrufe imitiert, selbst ein blutiges Rinderfilet konnte Sammy nicht beeindrucken. Erst nach einer Woche war der Spuk vorbei, als ein Taucher den Kaiman auf der Toilette des Freibades ablegte.

Platz 1: Endlich! Mallorca wird eingemeindet

Wir schreiben das Jahr 1993. Ganz Deutschland ist im sommerlichen Dämmerzustand. Ganz Deutschland? Nein, der findige CSU-Hinterbänkler Dionys Jobst (allein der Name!) hatte in einem Interview mit einem Bild-Redakteur über Dies und Das gesprochen. Auch über seine Idee – selbstverständlich nur ein Witz – des deutschen liebstes Urlaubsziel als 17. Bundesland einzugemeinden. Prompt titelte die Bildzeitung: „Verrücktester Vorschlag aus Bonn – Mallorca soll deutsch werden. Erbpacht auf 99 Jahre. Palma heißt dann Palmenhausen.“ Und zack – die Geschichte nahm ihren Lauf. 50 Millionen Mark sollte der Kaufpreis betragen, die englische Sun titelte „Wir kämpfen um jeden Liegestuhl“ und die Bildzeitung hatte für den Sommer 1993 endlich genug „Inhalte“, um die Seiten zu füllen.